Kärntner Abwehrkämpferbund

 

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 Kärntner Abwehrkämpferbund

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Protokoll  Herr K. aus Klagenfurt

 

Geboren wurde ich am 20.10.1912
Mein Vater war Werkmeister in der Fabrik in Assling (Jesenice).
Er stammte aus Feistritz im Rosental.

Sie können Ihren Namen nicht nennen, weil Sie noch eine Schwester in Assling haben?

Richtig, meine Schwester lebt noch, sie ist Witwe und blind. Sie hat eine Pension von
nur 2400,. Schilling. Ich unterstütze sie mit Lebensmitteln und Medikamenten.

Wo sind Sie in die Volksschule gegangen?

Ich bin in Assling in deutsche Volksschule gegangen, die Hauptschule sowie die Handelsschule absolvierte ich in Klagenfurt.
 
Vorerst bekam ich keine Arbeit. Dann in den Dreißiger Jahren, habe ich eine Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung bekommen, weil man einen Deutschsprechenden für die Spedition gebraucht hatte. Alle Papiere aus dem Ausland waren in Deutsch gehalten, meine Aufgabe war es, diese zu übersetzen. Nachdem ich auch Slowenisch sprechen konnte, konnten sie mich für diese Arbeit einsetzen.

Sprechen Sie perfekt Slowenisch?

Ja, ich spreche schon Slowenisch, in Assling lernte ich diese Sprache besser.
Zu Hause sprachen wir Deutsch. Mein Vater war Mitglied des Deutschen Schulvereines.
Bis 1945 arbeitete ich in Assling. Im Jahre 1941 musste ich mich bei der Deutschen Wehrmacht melden. Ich bekam einen Wehrmachtschein.

Wohin sind Sie dann eingerückt?

Eingerückt bin ich nicht. Ich wurde zum Rüstungskommando überstellt, weil das Rüstungskommando in Assling das große Werk hatte. Dort wurde dann Kriegsmaterial hergestellt. In Weissenfels – das war unter meinem Kommando, musste ich Waggons und Lkws beschaffen. Dort blieb ich bis zum Ende des zweiten Weltkrieges. Ich wurde jedoch öfters geholt, wenn es eine Aktion gegen die Partisanen gab. Dann musste ich zum Einsatz. Ich war ortskundig, ein guter Bergsteiger und Schifahrer.

Sie trugen ja eine Uniform, was für Uniform war das?

Das war eine Tarnuniform, damit man uns nicht sehen konnte.
Die größte Schandtat, die die Jugoslawen am deutschen Volk begingen war eine Aktion am letzten Zug, der von Wochein über Veldes nach Assling und weiter nach Villach geführt wurde. Partisanen hielten den Zug vor Assling an, die deutschen Zivilverwalter und Soldaten wurden alle aus dem Zug herausgeholt, erschossen und in den See in Veldes geworfen. Erst nach drei Wochen wurden die Toten aus dem See geholt. Wo sie begraben wurden weiß man leider nicht. Als ich nach Hause kam, fragten mich viele Leute nach dem Verbleib dieser Menschen und ich musste Ihnen sagen, dass sie tot seien.

Kamen Sie mit dem Leben davon, weil Sie eingesperrt waren?

Ja ich war eingesperrt. Am 05. Mai 1945 wurde ich in Assling gefangengenommen und dann in Veldes, in einem Keller eingesperrt. Vorher raubte man mich noch vollständig aus.
Wehrpass, Reisepass, Brieftasche, Uhr, beinahe meine ganze Kleidung, alles war weg.
Von Veldes wurde ich dann nach Vigaun in Slowenien gebracht. Was ich da alles erlebt habe!
In Vigaun war auch der Bildhauer Manhart aus Klagenfurt, ich weiß nicht was sie genau mit ihm gemacht haben, sie warfen ihn jedoch als toten Mann auf in eine Scheibtruhe und kippten ihn beim Kloster in ein Loch. Es wurden von den Toten keine Daten aufgenommen. Wer ein Toter war, wann und wo er verstorben war, nichts wurde von den Partisanen festgehalten.

Da gab es noch einen Fall. Da war der Bürgermeister von Ferlach, der Hamrusch Josef. Auch er kam als Toter nach Vigaun und wurde wie Manhart mit der Scheibtruhe weggebracht und vergraben. Eines Tages haben Sie den Klagenfurter Bürgermeister Dr. Franz, seinen Sohn und die Frau abgeholt, alle drei wurden erschossen.

Sind die Leute mit LKW und Zug nach Vigaun gekommen?

Nein nur mit dem LKW, so wie ich mit Draht gefesselt.

Wie ging es dann mit Ihnen in Vigaun weiter?

Eines Tages kamen sie, verluden uns Verbliebene und transportierten uns in ein Kloster vor Laibach, dort war dann auch das Kriegsgericht. Als man mich vor dem Kriegsgericht aufrief, es saßen zwei Richter dort, fällten diese dann Urteile, wie es ihnen gerade einfiel. Mich verurteilten sie zu eineinhalb Jahren Arbeitslager und nahmen mir alles, was ich besaß.

Wann war das genau?

Das Urteil wurde im August 1945 gefällt. Nach zwei Monaten Arbeitslager kamen sie wieder,
holten uns und verluden uns wieder auf Viehwaggons. Wir fuhren zirka einen halben Tag und sind plötzlich im Sterntal gelandet.

Wer kochte denn im Sterntal das Essen?

Er war dort ein Koch. Gekocht wurde nur verschimmeltes Maismehl und Wasser, ohne Salz und ohne allem, zweimal am Tag, um 10.00 Uhr und um 15.00 Uhr, das war das ganze Essen.
Eines Tages drückte man mir meine Papiere in die Hand und ein Partisane sagte mir, ich solle mich nicht entlassen lassen, weil meine Heimatgemeinde St. Jakob bereits jugoslawisches Staatsgebiet sei. Er meinte, es bestünde ein Verzeichnis, laut welchem alle Deutschkärntner ausgesiedelt würden. Nachdem ich meinen Entlassungsschein hatte, wurden wir wieder in einen Viehwaggon verladen, wir waren nur noch wenige übrig. In Assling stiegen wir dann in einen normalen Personenzug, dann fuhren wir nach Rosenbach. In Rosenbach machte man die Türe auf und ich stellte überrascht fest, dass vor uns ein Engländer und ein österreichischer Finanzer standen. Ich fuhr weiter zu einem Cousin nach Villach, dort wusch ich mich nach sechs Monaten erstmals wieder. Beinahe ein Jahr lang hatte ich immer noch Angst und schlief unter dem Dach. So war ich, als ich im Oktober 1945 nach Villach kam, gerettet.
In Villach erholte ich mich erst mal, hatte jedoch noch lange Zeit Angst. Als ich zu mir fand, überstellte mich das Arbeitsamt und die Engländer in ein Englisches Lager.
Von da an hatte ich immer zu essen.

Sind Sie auch nach dem Krieg noch nach Assling gefahren?

Ja, nach 1950 fuhr ich wieder hinunter.

Und Ihrer Schwester ist nichts passiert?

Nein, ihr Mann war ein Montaningenieur und stammte aus Salzburg, er überlebte auch. Die meisten gingen damals davon, sogar slowenische Ingenieure flüchteten. Sechs führende Ingenieure
sind in Assling geblieben, die wurden dann alle umgebracht. Den Generaldirektor, den technischen Ingenieur Weber, den Leimüller, alle wurden erschossen.

Wie seid Ihr in den Lagern in Sterntal behandelt worden?

In Sterntal überhaupt nicht, weil keiner hineingekommen ist. Es traute sich ja keiner, weil der Flecktyphus gewütet hatte. Die Inhaftierten waren unter sich, wir waren meiner Schätzung nach noch rund 200 Personen. Männer, Frauen und Kinder. Es sind ja so viele gestorben, wenn von einem die Wanzen und Läuse losließen, wussten wir, dass er verstorben war. Tote wurden in eine Scheibtruhe verladen, und in eine Grube gekippt.

Wie viele Leute haben damals eigentlich überlebt?
Nach uns wurde das Lager aufgelassen, da waren wir vielleicht noch dreißig oder vierzig Personen. In Sterntal fanden während der sechs Monate vier- bis fünftausend Menschen den Tod.

Was sagten denn die Leute dazu?

Ich bin erst später draufgekommen, dass das Rote Kreuz und die Engländer den Partisanen gedroht hatten und so sind wir herausgekommen. Wir hatten während dieser Zeit sogar Gras gefressen weil sonst nichts zu essen war.

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