An der Stätte der Kärntner Einheit im Hof des Landhauses in Klagenfurt findet sich eine Gedenktafel mit folgender Inschrift: "Die Kärntner Windischen kämpften und stimmten nach der Besetzung des Landes durch die Slawen am 10. 10. 1920 für ihre Kärntner Heimat." Gestiftet wurde die Tafel vom Bund der Kärntner Windischen. Damit wird dem Einsatz dieser treuen, heimatliebenden und tapferen Frauen und Männer ein würdiges Erinnern bewahrt. Sie retteten die Einheit Kärntens. In dieser heimatbewußten Haltung der Windischen liegt wohl auch der Grund für den diesen seitens der Nationalslowenen entgegenschlagenden, nie versiegenden Haß. Von nationalslowenischer Seite werden die Windischen dafür beschimpft, verhöhnt und verleumdet. Aber warum werden sie nicht nur bekämpft, sondern wird ihre Existenz von der veröffentlichten Meinung auch weitgehend verschwiegen?"Windisch" (von Veneti-Vineti-Winden) ist ursprünglich die schon 973 urkundlich bezeugte, auch in zahlreichen Gebiets- und Ortsnamen wie Windischbach, Windisch Bleiberg, Windisch Feistritz, Windische Höhe usw. bis heute erhaltene Bezeichnung für den Dialekt eines Teiles der bodenständigen Bevölkerung. Die Schriftsprache war immer Deutsch. Jahrhunderte hindurch lebten windische und deutsche Kärntner friedlich zusammen. So konnte Megiser in seinen "Annales Carinthiae" 1612 schreiben: "Es haben sich die windischen Kärntner mit den deutschen Kärntnern also gewaltiglich vereinigt, daß aus ihnen beiden einerlei Volk ist worden". So blieb es, bis mit dem Aufkommen des Panslawismus, der südslawischen und großslowenischen Nationalbewegung, eine verhängnisvolle Entwicklung begann.
Gedenktafelenthüllung für die Kärntner Windischen im Landhaushof in Klagenfurt anläßlich der 10. Oktober-Feier 2008 mit Landeshauptmann Dr. Jörg Haider, Obmann des Bundes der Kärntner Windischen Albin Petschnig, Landesobmann des Kärntner Abwehrkämpferbundes Fritz Schretter
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts setzte nämlich gegen das friedliche Zusammenleben von Windischen und Deutschen von Laibach aus eine Gegenbewegung ein: die "Nationalslowenische Bewegung". Diese erstrebte auf kulturellem Gebiet die Schaffung einer eigenständigen slowenischen Schrift- und Literatursprache, in politischer Hinsicht aber die Schaffung einer eigenständigen slowenischen Nation. Die Bezeichnung "windisch" und "Windische" wurde durch die Benennung "slowenisch" und "Slowenen" ersetzt. Dem Wort "windisch" wurde von den Sprachschöpfern eine herabsetzende Bedeutung unterschoben. Diese Punzierung muß aber als gänzlich unzutreffend betrachtet werden, weil das Wort andernfalls wohl niemals in den genannten geographischen Bezeichnungen Verwendung hätte finden können. Man muß in der gegenständlichen Behauptung daher einen Vorwand sehen der es den Sprachneuschöpfern erleichtern sollte, eine nicht aus dem Slowenentum selbst herausgewachsene, sondern deutsche Ausdrucksweise auszuschalten.Auch bei der Schaffung der slowenischen Schrift- und Literatursprache waren verwandte Bestrebungen wirksam. Die Grundlage für die Schriftsprache lieferte vor allem das Krainerische. Auch aus anderen Gebieten wurde Sprachgut herangezogen, wobei allerdings immer alles ausgeschieden wurde, was deutschen Ursprungs war. Und dies war außerordentlich viel.
Erste Zerreißung 1849 abgewehrt
Zum ersten Mal zeigten sich die Auswirkungen der grundverschiedenen Entwicklungen in Kärnten und in Krain im Jahre 1848, als die nationalslowenische Bewegung die Zusammenfassung aller Slowenen in einem "Königreich Slowenien" begehrte und in dieses auch beträchtliche Teile Kärntens mit windischer und deutscher Bevölkerung einbezogen sehen wollte. Die Windischen setzten sich zusammen mit den Deutschen dagegen zur Wehr, weswegen die Zerreißung des Landes, das ja wie kaum ein anderes eine natürliche geographische Einheit bildet, letztlich unterblieb. Eine Ministerialverordnung vom 11. März 1849 entschied zu Gunsten einer vollständigen Einheit und Selbständigkeit Kärntens. In Klagenfurt entstand sodann eine eigene Landesbehörde.Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, Anfang November 1918, erfolgte nach Aufforderung nationalslowenischer Führer ein neuer Vorstoß gegen Kärnten, diesmal als Gewaltstreich mit militärischen Kräften. Als die Feuerprobe der slawischen Besetzung kam, haben sich Tausende Windische ohne zu zögern an die Seite ihrer deutschen Landsleute gestellt, haben Gut und Blut eingesetzt, um den von den nationalslowenischen Führern verlangten Anschluss an die Slowenen in Krain unter jugoslawischer Herrschaft abzuwehren. Von den 61 freiwilligen Heimwehrkompanien entstanden 33 in gemischtsprachigen Gebieten, fünf davon im Jauntal während der Zeit der Besetzung. Und viele haben als Volkswehrmänner gegen die SHS-Truppen (Serben-Kroaten-Slowenen) gekämpft. Ungeheuer waren die Opfer, die von den Heimattreuen während der Abwehr- und Abstimmungszeit freiwillig erbracht wurden. Sie haben ein Bekenntnis abgelegt, wie es vollwertiger nicht sein könnte, aber nicht für, sondern gegen das jugoslawische Slowenentum.Die Windischen bilden eine im Gegensatz zu den Nationalslowenen stehende Bevölkerungsgruppe, die nach Abstammung und Sprache einen Mischtypus darstellen, aber durch ihre Schicksals-, Lebens- und Kulturgemeinschaft mit den deutschsprachigen Kärntnern sowie durch ihre gefühlsmäßige Einstellung und ihr folgerichtiges, seit den Anfängen der nationalen Frage in Kärnten ungebrochen ablehnendes Verhalten gegenüber den nationalslowenischen Bestrebungen viel eher zu den Deutschen als zu den Slowenen gehören wollen. Wenn sie sich selbst den alten volkstümlichen Namen "Windische" gaben, der keinesfalls ein Schimpf-, sondern ein Ehrenname ist, so folgen sie nur einer altehrwürdigen Überlieferung. Diese Bezeichnung war seit jeher gebräuchlich. Damit ist auch die Frage entschieden, ob diese Bevölkerungsgruppe zur slowenischen Minderheit in Kärnten gehört – sie tut es aus den geschilderten kulturellen, historischen, sprachlichen und bekenntnismäßigen Gründen nicht. Diese Definition schafft somit Klarheit. Wir haben in den gemischtsprachigen Teilen von Kärnten Deutsche, Windische und Slowenen.
So sind denn unsere Kärntner Windischen nicht Verräter und nicht Renegaten, nicht Überläufer und nicht Abtrünnige, wie von nationalslowenischer Seite fälschlich behauptet wird. Das können sie ihrer ganzen historischen Entwicklung nach, wie schlüssig dargelegt, auch nicht sein. Sie handelten in der schweren Zeit von 1918 bis 1920 nach ihrer innersten Überzeugung und gaben derselben mutvoll Ausdruck. Sie erduldeten die schwersten Leiden für diese Überzeugung und hielten unerschütterlich an ihr fest. Dafür brachte ihnen der 10. Oktober 1920 die lange ersehnte Befreiung.Ein Verrat wäre es gewesen, wenn die Heimattreuen ihre bisherige Überlieferung und Überzeugung über Bord geworfen hätten. Die einen, durch die Volksabstimmung gegen ihren Willen an einen Staat mit anderer Bevölkerung gebunden, sehen ihr Heil in der Pflege der slowenischen Kultur, deren Schwerpunkt heute jenseits der Staatsgrenzen liegt. Die anderen dagegen sind überzeugt, daß ihr wirtschaftliches, kulturelles und geistiges Gedeihen wie bisher, so auch in Zukunft besser in Verbindung mit der deutschen Kultur möglich ist. Die erste Gruppe bildet die slowenische Minderheit, die zweite hat damit nichts zu tun.Was windische und deutsche Kärntner in der Zeit der Abwehrkämpfe und der Volksabstimmung erlebten, wird für alle Zukunft ihr gegenseitiges Verhältnis bestimmen. Gemeinsame Gefahr und gemeinsames Leid, gemeinsam vergossenes Blut, gemeinsamer Kampf und gemeinsamer Sieg haben eine Schicksalsgemeinschaft geschmiedet, an der alle wie immer gearteten Angriffe abprallen werden, schreibt der Historiker Dr. Martin Wutte, nachmaliger Direktor des Kärntner Landesarchivs, im Buch von Friedrich Perkonig „Kampf um Kärnten“.
Robert Lutschounig, Bauer in Maria Rain, Obmannstellvertreter des Verbandes der Kärntner Windischen, und Albin Petschnig, Landtagsabgeordneter a.D., Bauer in Maria Elend im Rosental, betonten übereinstimmend, daß sich die Kärntner Windischen ganz entschieden dagegen wehren, immer wieder als Slowenen bezeichnet zu werden. "Wir lehnen nicht nur das Recht der Slowenenführer ab, uns Windische als Slowenen zu zählen und zu vereinnahmen, wir protestieren auch energisch dagegen. Wir Windische sind keine Erfindung der ersten oder der zweiten Nachkriegszeit, sondern unsere Existenz, unsere grundlegende Einstellung und auch unsere Bezeichnung waren lange vor dem Ersten Weltkrieg nicht anders als sie heute sind. Unsere Kinder bevorzugen die deutsche Sprache, weil sie die wachsende Gefahr erkennen, daß man sie statistisch zu Slowenen machen will". Weil sie zu keiner Zeit Nationalslowenen sein wollten, werden die Windischen nach wie vor durch Protagonisten des Nationalslowenentums beschimpft und diffamiert.
Victor Miltschinsky schreibt in "Kärnten - Ein Jahrhundert Grenzlandschicksal":"Als entscheidend für den Ablauf der Geschehnisse heben wir ferner die Haltung der Windischen gesondert hervor. Die Slowenen rechneten die Windischen verblendet und selbstherrlich sich selbst zu und bezogen sie auch in ihre politische Rechnung ein. Trotz aller Armut und Ungewißheit aber, die auf Österreich lasteten, hielten die Windischen zu ihrer alten kärntnerischen Heimat und den mit ihnen seit mehr als tausend Jahren so vielfältig verbundenen und verwandten deutschen Landsleuten. Nach Beendigung der Kämpfe trugen sie gemeinsam mit den Deutschen auch noch die harten Folgen, welche die über mehr als ein Jahr dauernde jugoslawische Besetzung der sogenannten Zone A mit sich brachte".
Im "Kalender Slowenisch-Kärntens" 1951 gar dazu, die Abstimmungsfeier des Jahres 1950 als "haarsträubende hetzerische Feier des aufgezwungenen und ungerechten Plebiszits" zu bezeichnen. Der "Slovenski vestnik" schrieb am 31.1.1947: "Wir kämpfen für den Anschluss an das neue Jugoslawien. Wir haben das ungerechte Plebiszit niemals anerkannt."Der Obmann des nationalslowenisch ausgerichteten Kulturverbandes, sagte in einer Ansprache in St. Jakob im Rosental: "Uns Kärntner Slowenen wurde das Plebiszit nach hundert- und aberhundertjähriger Germanisierung aufgezwungen (…) Wir haben bewiesen, daß wir ein Teil des slowenischen Volkes sind. Abgestimmt haben die slowenischen Partisanen mit dem Gewehr in der Hand auf der Saualpe (…) Denkmäler dieses Befreiungskampfes sind die Gräber der gefallenen Kämpfer für die Freiheit der Kärntner Slowenen in St. Ruprecht (bei Völkermarkt). Unsere Denkmäler sind der Beweis des Kampfes der Kärntner Slowenen für die Befreiung und der Beweis ihres entschlossenen Kampfes für die Vereinigung mit dem übrigen slowenischen Volk im neuen Jugoslawien." Dies ist im "Slovenski vestnik" vom 14. Februar 1947 nachzulesen. Die gleiche Zeitung verlautete am 28. April 1972: "Besonders können wir die Notwendigkeit und die Berechtigung eines besonderen Bekennens zum 10.Oktober 1920 nicht verstehen."Dr. Valentin Einspieler, selbst Windischer, Gymnasialdirektor und langjähriger, verdienstvoller Landesobmann des Kärntner Abwehrkämpferbundes, hält in seinem Buch "Verhandlungen über die Kulturautonomie 1925-1930" Folgendes fest: "Der slowenische Abgeordnete Poljanec sagte am 1. Juni 1921 bei der Budgetberatung im Kärntner Landtag: "Ich erkläre: Wir haben am 10. Oktober 1920 nicht für Deutsch-Österreich gestimmt" In der Tat war es so. Vinko Poljanec, Pfarrer in St. Kanzian am Klopeiner See, Abgeordneter der Partei der Slowenen von 1921-1927, hatte es damit auf den Punkt gebracht.
Wenn immer wieder gesagt wird, daß die Nationalslowenen am 10. Oktober 1920 angeblich den Volksentscheid zu Gunsten Österreichs herbeigeführt hätten, so ist dies historisch falsch. Vinko Poljanec hielt es in seiner Rede für die Nachwelt fest. Wer trotzdem die Unwahrheit verbreitet, hat entweder ein verkürztes und einseitiges Geschichtsbewußtsein oder er verfälscht die Geschichte mit voller Absicht.
Dr. Wilhelm Neumann, ehemaliger Direktor des Kärntner Landesarchivs, schreibt in: “Rückblicke und Ausblicke zur Minderheitenfrage in Kärnten“:Heute versucht man dauernd, diese Unterscheidung zwischen nationalen Slowenen und den Windischen als eine hinterhältige Aufspaltung durch den Kärntner “Deutschnationalismus“ hinzustellen. In Wahrheit sind die „Windischen“ dieser Art aber keine deutsche „Erfindung“. Diese Windischen sind als eine politische Kraft und ein zunächst rein politisch vom Slowenentum sich entfernendes, weil von ihm ausgestoßenes Element. In der slowenischen Publizistik taucht ein neuer gesellschaftlicher Terminus auf, der auf irgendwelche „Renegaten, Verräter, Deutschtümler und Nemcurji“ zielt, und zwar aus dem einzigen Grund, weil sie sich nicht den politischen slowenischen Parteien und deren Alleinherrschaftsansprüchen unterordneten, da sie allen Aspirationen auf ein „Vereinigtes Slowenien“ fernstanden und ihre Interessen von ihren deutschen Landsleuten besser vertreten sahen.
Die Entscheidung fiel nur dank jener ca. 10.000 Stimmen für Österreich aus, denen die jugoslawische Propaganda dieser Zeit als Nemcurji, Renegaten und Verräter das Schlimmste für die Zeit nach dem als gewiss dargestellten Sieg angedroht hatte; daraus mussten sich Fernwirkungen ergeben. Die so von den Wortführern eines engen nationalstaatlichen Denkens Ausgestoßenen haben sich in der Folge des historischen und bodenständigen Begriffes der „Windischen“ bedient, um ihrer österreichischen und kulturell auf das Deutschtum gerichteten Einstellung Ausdruck zu geben.Eindeutig und historisch begründet steht unabweisbar fest, daß nicht die Nationalslowenen den Volksentscheid am 10. Oktober 1920 für Kärnten und damit für Österreich herbeigeführt haben, sondern eindeutig die windischen gemeinsam mit den deutschen Kärntnern. Diese Sichtweise wird von maßgeblichen Historikern in vielen Veröffentlichungen belegt.
Als Dank für ihre Treue im Abwehrkampf und bei der Volksabstimmung wurde den Windischen am neu gestalteten Hauptplatz in der Abstimmungsstadt Völkermarkt ein würdiges Denkmal errichtet und am 9. September 2001 feierlich enthüllt. Zu dieser Festveranstaltung waren das gesamte offizielle Kärnten sowie die Traditions- und Heimatverbände gekommen, um den Windischen Dank zu sagen für ihre Opfer und Leistungen für die gemeinsame Heimat Kärnten.Landeshauptmann Dr. Jörg Haider dankte den Windischen im Namen des Landes für ihren maßgeblichen Beitrag für die Einheit und Freiheit des Landes. LAbg. a. D. Fritz Schretter hob hervor, daß nicht die Slowenen, sondern die Windischen durch ihr Abstimmungsverhalten den Ausschlag für ein freies und ungeteiltes Land gaben. Die Windischen wollten nie Slowenen sein. Für ihre Treue zu Kärnten und ihrer eigenen Geschichte wurden sie von den Nationalslowenen gehaßt und mißhandelt.
Das Denkmal für die Windischen ist ein Beweis für die Besitzergreifung des slowenischen Kulturbereiches und der Symbole für zweifelhafte und verurteilungswürdige politische Zwecke. Es ist gleichzeitig Ausdruck tiefer Herabwürdigung der slowenischen nationalen Gefühle. Das Denkmal wurde als "sichtbarer Dank" für alle Windischen aufgestellt, die bei der Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 für Österreich gestimmt und damit über das Resultat der Volksabstimmung entschieden hatten. Die Kärntner Slowenen bezeichneten die Aufstellung des Denkmals als bewußte Störung des Zusammenlebens…"Dieser Absatz in der Laibacher Zeitung "Delo" aus dem Jahre 2001 bestätigt - sicher ungewollt - die entscheidende Rolle der Windischen in Kärntens Freiheitskampf.
Klagenfurt, 26.03.2010