Wo sind Sie geboren und wer waren Ihre Eltern?
Mein Vater Jaklitsch kommt aus Gottschee, das ist eine Sprachinsel in Slowenien.
Mein Vater war bei der Eisenbahn und ich bin als kleiner Bub schon im Jahre 1909 hierhergekommen. Zuerst nach Maria Elend, dann nach Arnoldstein und dann nach Nötsch, wo mein Vater Eisenbahnvorstand war. Ich hatte einen Bruder und eine Schwester, der Bruder war ein Jahr jünger als ich, meine Schwester war um10 Jahre jünger. Ich ging in Nötsch in die Volksschule, danach in Villach in die Bürgerschule. Die Marineschule besuchte ich anschließend zwei Jahre lang in Budapest und ein Jahr in Pola. (Marine-Maschinenschule)
Warum sind Sie zur Marine gegangen?
Weil mir das Ganze imponiert hatte.
Mussten Sie dafür eine Aufnahmeprüfung machen?
Ja eine ganz strenge, aber da hat mich der Simon Michor aus Nötsch protegiert, sonst wäre ich nie zur Marine gekommen. (Er war Marinekommissar).
Und dann, waren Sie in Pola auf einem Schiff?
Den dritten Jahrgang in Pola war ich auf Cryda eingeschifft, da war ich Maschinengast, im ersten Weltkrieg. Dann war der Krieg verloren und wir mussten abrüsten.
Nach dem Krieg habe ich als Elektrikerpraktikant angefangen, ich brauchte keine
Lehre zu machen, weil ich aus meiner Schulbildung die Voraussetzung mitbrachte.
Waren Sie als Elektrikerpraktikant in Nötsch oder in Villach beschäftigt?
Wir erschlossen das ganze Rosental, bauten Leitungen, Hochspannungsleitungen,
Trafostationen, alles von der Pieke auf . Es wurden damals alle Häuser nur mit zwei
Drähten angeschlossen, wies halt so früher war. Wir haben sozusagen das elektrische
Licht eingeführt.
Dann sind Sie Abwehrkämpfer geworden, wie wird man denn Abwehrkämpfer?
Lacht, das ist eine verzwickte Frage. Ich bin halt auch in junger Bub gewesen, vom
Krieg heimgekommen und da sah ich wie Kärnten gefährdet war und habe halt da
angefangen. Ich war als Jüngster bei den Abwehrkämpfern mit dabei.
Wer sagte Ihnen denn - Geh mit uns?"
Ich sah selber, dass es notwendig war. Jugoslawien hatte ja in unser Land hereingedrängt. Ich machte ja den Angriff auf Arnoldstein mit.
Wie sind Sie denn nach Arnoldstein runtergekommen?
Mit dem Zug, mein Vater war Vorstand. Er und der Hermagorer Vorstand hatten den Zug eingeleitet und da haben wir in Arnoldstein die Jugoslawen gefangen genommen, die dort schon drinnen saßen.
Wer war denn Euer Kommandant?
Hauptmann Mahr
Wie weit sind Sie mit dem Zug gefahren- bis zum Arnoldsteiner Bahnhof?
Ja ein Teil ist mit dem Zug bis Arnoldstein gefahren und wir sind noch über die Brücke von unten herauf nach Arnoldstein und haben die Arnoldsteiner Volksschule gestürmt. Die Jugoslawen wollten ja nicht gehen, man sieht ja heute noch die Einschüsse.
Und Sie bewachten dann die Gailbrücke von der Eisenbahn überwacht?
Ja.
Wie viele Tage ward ihr damals unterwegs?
Wir stürmten die Volksschule und den Bahnhof in Arnoldstein, nahmen die Jugoslawen gefangen und fuhren mit dem Zug nach Fürnitz, dort hoben wir den
Gendarmerieposten aus. Die Föderauner und Villacher hatten dann weiter die Front aufgerollt.
Was habt Ihr danach gemacht?
Wir sind mit unseren Gefangenen nach Hermagor hinauf gefahren und haben sie wieder freigelassen (lacht).
Ihr habt die Gefangenen also mitgenommen, wie viele Gefangenen hattet Ihr denn?
Zirka 25 bis 30 Jugoslawen.
Und dann war der Abwehrkampf für Euch aus?
Aus war er nicht, wir mussten weiterschauen, dass sie nicht wieder hereinkommen.
Was habt Ihr denn da gemacht?
Ich bin z.B. zwei Monate auf dem Wurzenpass gewesen, zwei Monate Besetzung, beim Volkswehrbatalion 5. Nach zwei Monaten haben wir abgerüstet, die Kärntner Geschichte ist zur Volksabstimmung gekommen und dann war der Kampf mehr oder weniger aus.
Als der Abwehrkampf beendet war, was machten Sie danach, gingen Sie wieder heim?
Dann fing ich wieder als Elektriker bei der Firma Ganz an, baute zuerst einmal in Feistritz/Gail das Werk, mit der Firma Ganz.
Wann haben Sie geheiratet?
Geheiratet habe ich im Jahre 1936
Hatten Sie damals schon ein eigenes Geschäft in Nötsch?
Ja, im Jahre 1932 fing ich mein Geschäft an, ganz von der Pieke auf, mit keinem Groschen Geld, alles selbst erwirtschaftet. Und zum Schluss durch Beziehungen Grund gekauft, das alte Haus weggerissen und ein neues, das jetzt bestehende Haus gebaut.
Und dann ist der zweite Weltkrieg gekommen. Und was haben Sie da gemacht?
Im ersten Krieg war ich freiwillig, in den zweiten bin ich hineingezogen worden.
Da war ich schon Maschinenwart und Feldwebel.
Sie sind ja heute noch bei sehr vielen Vereinen dabei, bei der Feuerwehr, was waren Sie denn da?
Bei der Feuerwehr war ich zwanzig Jahre Kommandant in Nötsch und 7 Jahre Abschnittskommandant. Dann, als ich abgerüstet bin, bin ich Ehrenabschnittskommandant geworden.
Sie sind ja lange Zeit mit dem Fahrrad gefahren?
Ja ich bin jeden Tag nach Emmersdorf gefahren, 20 Jahre lang, jeden Tag in der Früh.
Auch noch als ich 95 Jahre und noch älter war, fuhr ich mit dem Fahrrad.
Das ich heute, mit 100 Jahren noch so stramm dastehe - das Radfahren hat es gemacht.
Anmerkung:
Im Jahre 2001, zu seinem 100. Geburtstag wurde Herr Jaklitsch von der Freiwilligen Feuerwehr, von der Gemeinde Nötsch, vom Abwehrkämpferbund und Kameradschaftsbund geehrt. Für die Zeit auf dem Schiff, in Pola 1918, auf welchem Herr Wilhelm Jaklitsch war, sind mehrere Ehrenurkunden von der Marinekameradschaft vorhanden. Die Ehrennadel der Handelskammer, Urkunden von der Innung der Elektrikertechniker, der Freiwilligen Feuerwehr, als Feuerwehrabstützkommandant,und als Kommandant der FF-Nötsch, von 1952 bis 1970. Er hat auch das Ehrenzeichen der Marktgemeinde Arnoldstein aus dem Jahre 1990 in Würdigung besonderer Verdienste um die Marktgemeinde. Die Tegetthoffmedaillie des österreichischen. Marineverbandes, das goldene Ehrenzeichen am Band, vom Landesfeuerwehrverband. Im Jahre 1990, von der Republik österreich das Militärverdienstzeichen sowie das große Ehrenzeichen des Landes Kärnten. Aus dem Jahre 1985, das Ehrenzeichen der Kärntner Landsmannschaft, aus 1986, das Kärntnerkreuz für Tapferkeit. Seit dem 15.12.2000 ist er auch Ehrenbürger der Marktgemeinde Nötsch, sowie Ehrenmitglied der Marinekameradschaft seit 1998.
Von der FF-Nötsch einen Lobisserstich, Holzschnitt für Dank und Anerkennung aus dem Jahre 2001 der FF-Nötsch. Ein weiterer Originalholzschnitt von Lobisser, aus Dankbarkeit für Einsatz und Heimattreue im Abwehrkampf gewidmet von der Gemeinde Nötsch. Letzte Kriegsfahrt aus dem Jahre 1944 im Schwarzen Meer, auf dem U-Boot Jägerin M-106. Weiters gibt es ein Foto, wo Herr Jaklitsch 1917 als Maschinenjunge in Pola zu sehen ist. Er ist der letzte, der die Schule zur Gänze absolviert hat.
Als Maschinenmaad ein weiteres Foto in Norwegen 1941.
Herr Jaklitsch sagt er hätte nicht umsonst gelebt und er blickt auf ein erfülltes Leben zurück.